Querflöte
Die Querflöte ist ein Holzblasinstrument mit Anblaskante, das aus der mittelalterlichen Querpfeife beziehungsweise Schwegelpfeife Blockflöte und wurde ein bedeutendes Solo- und Orchesterinstrument. Auch im Jazz und der Rockmusik wird die Querflöte eingesetzt.
Geschichte
Das früheste eindeutige Bild einer Querflöte fand sich auf einem etruskischen Relief in Perusa. Es stammt aus dem zweiten oder ersten Jahrhundert vor Christus. Das Instrument wurde damals nach links gehalten, erst in einer Illustration eines Gedichts aus dem elften Jahrhundert wurde eine Darstellung einer nach rechts gespielten Flöte entdeckt.
Mittelalter
Archäologische Funde von abendländischen Querflöten liegen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert vor, die älteste Darstellung enthält der Hortus Deliciarum aus Landsberg. Bis auf eines stellen die mittelalterlichen europäischen Bildzeugnisse ebenso wie Bilder aus Asien links gehaltene Flöten dar. Antike europäische Darstellungen zeigen hingegen rechts gehaltene Flöten. Daher wird vermutet, dass die Querflöte in Europa vorübergehend aus Gebrauch kam und dann über Byzanz aus dem asiatischen Raum neu eingeführt wurde.
Aus dem 12. Jahrhundert ist in der französischen Sprache das Wort flûte überliefert, das sich möglicherweise vom lat. flatus ableitete. Diese Bezeichnung wird von anderen europäischen Sprachen übernommen, bezeichnet aber bis ins 13. Jahrhundert noch Block- und Querflöte.
Eine aus heutiger Sicht ungewöhnliche Bauweise besitzt die Querflöte im 14. Jahrhundert. Eine Abbildung in der Manesse zeigt, dass die Querflöte fast in der Mitte angeblasen wird. Der Bericht eines zeitgenössischen Autors bestätigt dies.
Überlieferungen zur mittelalterlicher Instrumentalmusik liegen kaum vor. Die Querflöte fand jedenfalls in den sogenannten „niedrigen Ensembles“ Verwendung.
Renaissance
Die Renaissance-Flöten (genannt Traversa, Fiffara, Schweizerpfeiff, Fleuste d´Allemand) wurden meist einteilig mit zylindrischer Bohrung gebaut. Sie besaßen insgesamt 6 Löcher für Zeige- Mittel- und Ringfinger der beiden Hände (keines für den Daumen). Diese waren relativ klein (ca. 6 mm); das Mundloch wurde kreisrund gebohrt. Die scheinbar einfachen Instrumente wurden kunstvoll hergestellt von den feinsten Flötenmachern der Zeit (Rafi, Schnitzer, Bassano u. a.). Charakteristisch ist der Tonumfang von über zweieinhalb Oktaven und mehr (eine Oktave mehr als die meisten Blockflöten der Zeit), wobei die mittlere Oktave am besten klingt. Die berühmtesten erhaltenen Originalrenaissanceflöten sind im Museum Castel Vecchio in Verona.
Die Flöten wurden im 16. Jahrhundert vor allem als Ensembleinstrumente benutzt: Standardbesetzungen waren vier Flöten (Frühzeit Deutschland: a1 oder g1, d1 d1 g1; später vor allem d1 d1 d1 g1), hohe Singstimme + Flöte (in Vierfusslage) + Laute, sowie in England das Broken Consort (wo die Flöte die zweite Stimme in Vierfusslage spielt). Soloricercaten von Aurelio Virgiliano; obligate Traversostimmen für diesen Typus im frühen 17. Jahrhundert in den Werken von Monteverdi, Prätorius, Schein, u. a.
Barock
Die barocke, einklappige, Traversflöte kam zum Ende des 17. Jahrhunderts als französische Weiterentwicklung der klappenlosen Renaissance-Flöte auf. Der Grund war ein geändertes Klangideal. Die neuen dreiteiligen leicht konisch gebohrten Flöten klingen in der Grundoktave wesentlich kräftiger, sind in "französischer Stimmung" (a ca 390-400hz) und sind nicht zuletzt aufgrund der dis-Klappe prinzipiell in allen Tonarten zu spielen. Erkauft wurde dies durch eine deutlich eingeschränkte Beweglichkeit und einen deutlich geringeren Tonumfang (knapp 2 Oktaven d1 bis etwas c3 oder d3). Literatur: Solosonaten, Duette, Solosonaten mit Continuo, Triosonaten, vereinzelter Gebrauch in größeren Ensembles. Ausschließlich französische Musik von Jacques-Martin Hotteterre und Zeitgenossen. Möglicherweise ist die Triosonate für zwei Flöten von Johann Sebastian Bach ursprünglich für dreiteilige Traversflöten geschrieben.
Im Hochbarock waren die Flöten durch die Unterteilung des Mittelstücks später vierteilig. Die Bohrung war konisch, d. h. das Kopfstück hatte einen größeren Innendurchmesser als der Fuß.
Zum Anpassen der Stimmung, die von Ort zu Ort variierte, verfügten viele der Flöten über mehrere austauschbare Mittelstücke.
Klassik und Romantik
Im Laufe der Zeit wurden die Orchester immer größer und lauter, wodurch bei Flötisten speziell auf den britischen Inseln der Wunsch nach einem lauteren, durchsetzungsfähigeren sowie flexibler und einfacher spielbaren Instrument aufkam.
Besonders in England stieg im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts die Nachfrage nach lauteren und durchsetzungsfähigeren Instrumenten. Um dies zu erreichen, vergrößerte man die weiterhin konische Innenbohrung der Flöte sowie Anblasloch und Grifflöcher teilweise radikal. Dadurch ging die Möglichkeit, viele Töne statt durch Klappen durch Gabelgriffe zu spielen verloren, wodurch eine große Anzahl von Klappen obligatorisch wurde. Weiterhin wurde das Instrument und seine Stimmung deutlich schwerer zu kontrollieren und erforderte einen teilweise völlig neuen Ansatz sowie sehr viel mehr Luft. Auf der anderen Seite entstand dadurch ein völlig neuer Querflötenklang, der teilweise mit dem Klang der Oboe verglichen wurde.
Theobald Böhm hörte während eines Englandaufenthalts ein Konzert Nicholsons, dessen unverwechselbarer und vor allem lauter und dynamischer Ton, der mit kontinentaleuropäischen Instrumenten schlicht nicht zu erreichen war, ihn letztendlich zur Entwicklung seiner zylindrischen neuen Querflöte verleitete, die heute in nahezu jedem Orchester gespielt wird.
Die weit gebohrten und mit großen Grifflöchern ausgestatteten Flöten der Klassik und Romantik erlebt heute eine Renaissance in der Folkmusik, vor allem im Irish Folk ist sie sehr verbreitet und es gibt zahlreiche Instrumentenbauer, die sich auf den Bau dieser "alten" Instrumente spezialisiert haben und teilweise ob der großen Nachfrage bis zu zehnjährige Wartelisten für ihre Instrumente führen.
Querflöten anderer Kulturen
Querflötenartige Instrumente sind auch in anderen Kulturen bekannt, so die Ryūteki in Japan, die Bansuri in Indien, die Dizi, Xindi und Koudi in China und Irish Flute in Irland. Bei der modernen "irischen" Querflöte handelt es sich um ein meist klappenloses Instrument, das vornehmlich aus Holz hergestellt wird und eine Weiterentwicklung der Zeit vor Böhms Neuentwicklung darstellt, das im Hinblick auf Intonation und Spielbarkeit ohne Klappen optimiert wurde. Mit dem Aufkommen der Böhmflöte ist eine größere Anzahl von Instrumenten in herkömmlicher Bauweise zu niedrigen Preisen abgegeben worden und wurde damit einer breite Bevölkerungsschicht zugänglich, so dass die Querflöte zu einem beliebten Instrument in Irland wurde. Auf dieser Grundlage setzte eine eigenständige Entwicklung der irischen Querflöte ein. Mittlerweile werden neben Holz auch Instrumente aus Metall und Kunststoff und sogar eine Tin Whistle mit Querflöten-Wechselkopfstück angeboten. Die Irish Flute ist wie die Tin Whistle traditionell in D gestimmt, kommt aber auch in anderen Stimmungen vor.